Fast auf den Tag genau, 50 Jahre nach Ausbruch des Jom-Kippur–Krieges 1973, wird Israel wiederum an einem Ruhe- und Feiertag von einer in dieser Form und Ausmaß unerwarteten Form der Gewalt überrascht, die nahezu alle seine Einwohner*innen bedroht. Bis jetzt sind schon über 1000 Todesopfer und Verletztenzahlen im vierstelligen Bereich zu beklagen.
Angesichts einer der größten Katastrophen in der 75jährigen Geschichte des Staates Israel wendet sich „ImDialog – Evangelischer Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau“ mit folgender Erklärung an die Öffentlichkeit, insbesondere an unsere jüdischen und nichtjüdischen Partner*innen in Deutschland und Israel:
1.
Wir erklären unsere unverbrüchliche und uneingeschränkte Solidarität mit dem Staat Israel in einer der dunkelsten Momente in seiner Geschichte. Insbesondere gilt unsere Solidarität allen Menschen in Israel, die durch die Gewalt der Hamas unmittelbar bedroht oder deren Opfer geworden sind. Unsere Herzen sind bei all denen, die geliebte Menschen durch den mörderischen Terror verloren haben; bei allen, die vergewaltigt, gefoltert und verletzt wurden; bei allen, die sich in Geiselhaft der Hamas befinden und bei den Menschen, die befürchten müssen, dass sich ihre Angehörigen und Freund*innen in der Gewalt der Hamas befinden und die nun in der schrecklichen Ungewissheit leben müssen, ob und wann sie ihre Liebsten jemals wiedersehen werden.
2.
Wir verurteilen den menschenverachtenden und barbarischen Terror und die Gewalt, die von der Hamas ausgehen. Nach dem Jom Kippur-Krieg 1973 wurde einmal mehr ein hoher jüdischer Ruhe-und Feiertag (Shabbat, der zugleich das Fest Simchat Tora – Freude an der Tora – war) nicht nur nicht respektiert, sondern feige und schamlos ausgenutzt, um Israel mit Gewalt zu übersäen. Die Art und Weise der kriegerischen und pogromartigen Gewalt offenbaren den menschenverachtenden und antisemitischen Geist der Hamas. Ein Geist, in dem menschliches Leben nichts zählt, insbesondere auch das Leben der Menschen im Gaza-Streifen nicht, die die Leidtragenden der israelischen Reaktion sind und sein werden und deren Leiden von der Hamas nicht verhindert, sondern zu rein propagandistischen Zwecken missbraucht werden. Von daher sollte die Hamas, ebenso wie die Hisbollah im Libanon, als das gesehen und behandelt werden, was sie sind: als Terrororganisationen, denen jegliche, auch finanzielle Unterstützung und die Betätigungsmöglichkeiten, auch in Deutschland und Europa, entzogen werden müssen.
3.
Wir sind solidarisch mit jüdischen Menschen in Deutschland und anderen Ländern, die aufgrund der derzeitigen Ereignisse in und um Israel Opfer von antisemitischen Beschimpfungen und Anfeindungen oder gar Gewalttaten werden. Wir stellen uns Meinungsäußerungen und Kundgebungen entgegen, die den Terror der Hamas relativieren oder gar feiern. Wir fordern einen angemessenen Schutz von jüdischenMenschen, Institutionen und Gebäuden vor antiisraelischer und antisemitischer Gewalt.
4.
Der Arbeitskreis „ImDialog“ setzt sich seit Jahrzehnten für den Frieden in Israel, Palästina und deren Nachbarländern ein. Auch und gerade jetzt möchten wir versichern, dass wir auch weiterhin alle Menschen und Organisationen, Projekte und Gruppen in Israel und Palästina unterstützen werden, die sich für eine gewaltfreie Lösung der Konflikte im Nahen Osten und einen dauerhaften, sicheren und gerechten Frieden für alle Menschen, die dort leben, einsetzen. Dieses Engagement ist nunmehr notwendiger und unterstützenswerter denn je!
שלום על ישראל – Friede über Israel!
Psalm 128, 6b
Frankfurt am Main, den 10.10.2023
Für „ImDialog – Evangelischer Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau
Der Vorstand:
Pfarrer David Schnell, Frankfurt am Main (Vorsitzender)
Pfarrer Dr. Felipe Blanco Wißmann, Reinheim (stellvertretender Vorsitzender)
Maria Coors, Frankfurt am Main
Elisabeth Engler-Starck, Nidda
Pfarrer Peter Fleckenstein, Ingelheim
Pfarrerin Andrea Thiemann, Darmstadt